Natalka Sniadanko

Natalka Sniadanko

Research Fellow

Kontakt über:  sekwoell@uni-potsdam.de

Vita

Geb. in Lviv (Ukraine), 1973. Sie ist freie Autorin, Übersetzerin und Publizistin. Natalka Sniadanko studierte in Lwiw und Freiburg im Breisgau. Sie übersetzte u.a. Franz Kafka, Friedrich Dürrenmatt, Günter Grass, Stefan Zweig, Elfride Jelinek, Karl May, Herta Müller, Judith Hermann und Sigmund Freud aus dem Deutschen und aus dem Polnischen Zbigniew Herbert, Jarosław Iwaszkiewicz, Czesław Miłosz und Johanna Bator. Sie hat in der ukrainischen und internationalen Presse publiziert: Ukrainska prawda (Ukraine), Gazeta Wyborcza (Polen), Odra (Polen), Süddeutsche Zeitung, Welt (Deutschland), Neue Zürcher Zeitung(Schweiz), New York Times (USA). Seit 2009 ist sie in der Redaktion der polnisch-deutsch-ukrainischen Literaturzeitschrift RADAR. Sie ist Autorin von 10 Prosabänden und ihre Texte wurden in Deutschland, Österreich, Schweiz, Polen, Russland, Belarus, Tschechien und USA übersetzt und veröffentlicht. Natalka Sniadanko bekam unterschidliche Preise und Stipendien, unter anderem den Joseph Conrad Preis des Polnischen Institutes in Kyjiw. Sie war 2022 bis 2023 Artist-in-Residence Stipendiatin des Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar. Seit April 2023 unterrichtet sie Slavistik an der Universität Leipzig.

Im Rahmen meines Aufenthaltes beabsichtige ich über das Thema Emigration aus der Ukraine in der Literatur zu forschen.

Dieses Thema genauso wie das Phänomen selbst beschränkt sich nicht ausschließlich auf Gegenwart. In seinem Buch „Kaiser von Amerika. Die große Flucht aus Galizien“ berichtet der bekannte österreichische Schriftsteller Martin Pollack über die Gründe, Wege und menschlichen Schicksale von galizischen Emigranten angefangen vom 19. Jahrhundert und durch das ganze 20 Jahrhundert,  die große Welle der Emigration aus Galizien, der ärmsten Provinz der k.u.k. Monarchie. Ukrainische und jüdische Bauern und Handwerker suchten eine bessere Zukunft und es entwickelte sich eine ganze Industrie, die diese Flucht organisierte.

Eine von diesen Emigrantionsgeschichten beschreibt auch Wasyl Stefanyk, ein ukrainischer Schriftsteller des 19.-20. Jahrhunderts, in seiner berühmten Kurzgeschichte „Kaminnyj Chrest“ (A Stone Cross). Das Thema der Emigration wird in der ukrainischen Literatur und auch in der Gesellschaft ausschließlich negativ dargestellt – als eine Tragödie. Emigranten, selbst wenn es freiwillige Migranten von heute sind, werden bemitleidet, oder  für ihre „unpatriotische“ Entscheidungverurteilt. In meinem Beitrag würde ich mich gerne mit dem Thema auseinandersetzen und darüber nachdenken, wie viel diese negative Haltung dem sowjetischen mentalen Erbe zu verdanken hat, und warum es der Gesellschaft und Literatur so schwer fällt, der Erscheinung gegenüber offen zu sein und auch Vorteile der Situation einzusehen.