Die (De-)Konstruktion Demetrius-Mythos. Zur Rezeptionsgeschichte eines russischen Stoffes im deutschsprachigen Raum (1900–1933)
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Ekaterina Grineva
In meinem Promotionsprojekt möchte ich eine spezifische Modifikation des sogenannten Demetrius-Stoffes innerhalb literarischer Netzwerke der Moderne untersuchen. Die unterschiedlichen Lesarten des Demetrius-Narrativs unter den deutsch- sowie russischsprachigen Schriftstellerinnen und Künstlerinnen sollen Anhand von transfer- und verflechtungsgeschichtlichen Ansätzen untersucht werden. Es gilt, herauszuarbeiten, welche unterschiedlichen Bilder der russischen historischen Vergangenheit am Beispiel der Demetrius-Geschichte hervorgebracht werden und wie diese Bilder in den Diskursen der Moderne transformiert wurden.
In der Analyse möchte ich sowohl die Gründe für die häufigen Rückgriffe auf die Demetrius-Thematik untersuchen, als auch die Entwicklung und- die Transformationsprozesse in der Geschichte des Demetrius-Stoffs in den unterschiedlichen literarischen und medialen Formen zu rekonstruieren. Vor dem Hintergrund zahlreicher deutsch- sowie russischsprachiger Verarbeitungen des Demetrius-Motivs in Literatur, Oper, Musik und nicht zuletzt im Film stellt sich eine Vielzahl von Forschungsfragen, so etwa danach, warum gerade die Geschichte vom „falschen“ Demetrius im Rahmen des deutsch-russischen Kulturtransfers um 1900 eine wichtige Rolle spielt? Welche ideologischen Konzepte und gesellschaftspolitischen Interessen den ‚Demetrius-Mythos‘ anschlussfähig gemacht? Welche Akteure, Ereignisse, Publikationen oder Ideen haben unter Rückgriff auf den Demetrius-Mythos zum deutsch-russischen Kulturtransfer beigetragen und wie wurde er auf europäischem Boden aufgefasst bzw. modifiziert?