Die (De-)Konstruktion Demetrius-Mythos. Zur Rezeptionsgeschichte eines russischen Stoffes im deutschsprachigen Raum (1900–1933)

Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Ekaterina Grineva

zur Person
Klavdij F. Lebedev (um 1890), Der falsche Dmitri I. betritt Moskau, 20. Juni 1605, via Wikimedia Commons

In meinem Promotionsprojekt möchte ich eine spezifische Modifikation des sogenannten Demetrius-Stoffes innerhalb literarischer Netzwerke der Moderne untersuchen. Die unterschiedlichen Lesarten des Demetrius-Narrativs unter den deutsch- sowie russischsprachigen Schriftstellerinnen und Künstlerinnen sollen Anhand von transfer- und verflechtungsgeschichtlichen Ansätzen untersucht werden. Es gilt, herauszuarbeiten, welche unterschiedlichen Bilder der russischen historischen Vergangenheit am Beispiel der Demetrius-Geschichte hervorgebracht werden und wie diese Bilder in den Diskursen der Moderne transformiert wurden.

In der Analyse möchte ich sowohl die Gründe für die häufigen Rückgriffe auf die Demetrius-Thematik untersuchen, als auch die Entwicklung und- die Transformationsprozesse in der Geschichte des Demetrius-Stoffs in den unterschiedlichen literarischen und medialen Formen zu rekonstruieren. Vor dem Hintergrund zahlreicher deutsch- sowie russischsprachiger Verarbeitungen des Demetrius-Motivs in Literatur, Oper, Musik und nicht zuletzt im Film stellt sich eine Vielzahl von Forschungsfragen, so etwa danach, warum gerade die Geschichte vom „falschen“ Demetrius im Rahmen des deutsch-russischen Kulturtransfers um 1900 eine wichtige Rolle spielt? Welche ideologischen Konzepte und gesellschaftspolitischen Interessen den ‚Demetrius-Mythos‘ anschlussfähig gemacht? Welche Akteure, Ereignisse, Publikationen oder Ideen haben unter Rückgriff auf den Demetrius-Mythos zum deutsch-russischen Kulturtransfer beigetragen und wie wurde er auf europäischem Boden aufgefasst bzw. modifiziert?